Ein "Werksfriedhof" - Die Kriegsgräberstätte Deblinghausen-Hesterberg
Die NS-Zwangsarbeit in der Pulverfabrik Liebenau forderte ungefähr 2.000 Todesopfer, die bis dato nicht alle namentlich bekannt sind. Aus unterschiedlichen Quellen konnten bisher 653 Namen ermittelt werden (Stand 2023).
Mit den ersten Todesfällen errichtete die Firma Wolff & Co. auf dem Gelände der Fabrik einen werkseigenen Friedhof für osteuropäische Arbeitskräfte. Deutsche und westeuropäische Todesopfer hingegen bestattete man auf den evangelischen Friedhöfen in Liebenau und Steyerberg.
Nach der Befreiung der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter (10. April 1945) errichteten Soldaten der britischen Armee ab 1946 eine würdevolle Begräbnisstätte zum Gedenken an die Opfer. Der von ihnen gebaute Obelisk verwies damals auf Russisch, Englisch und Französisch noch auf die sowjetischen Todesopfer der Pulverfabrik. Seit seiner Umgestaltung in den 1970er Jahren verweisen die deutsche und die russische Inschrift fälschlicherweise nur auf "russische" Opfer.
Erst seit 1956 ist der ehemalige Werksfriedhof als Kriegsgräberstätte für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nahm bis in die 1960er Jahre auch Umbettungen von osteuropäischen Opfern des Ersten und zweiten Weltkrieges aus einigen Gemeinden der Landkreise Nienburg und Diepholz vor. Ihre Namen sind auf den Grabsteinen im hinteren Bereich der Kriegsgräberstätte zu finden.
Die Todesopfer der Pulverfabrik hingegen erhielten ihre Namen erst im Jahr 2019 durch die Dokumentationsstelle Pulverfabrik e.V. zurück und sind heute an den Betoninstallationen lesbar, die den Produktionsgebäuden der ehemaligen Pulverfabrik nachempfunden sind.